Stolpersteine für meine Eltern in Gemünd, 1. Juli 2013 / Foto: Thomas Cogdell

Einen Blog schreiben als Versuch, verworrene Gedanken zu entwirren.

Ich bin eine deutsch/jüdische Holocaust Überlebende, deren Eltern in Polen umgekommen sind. An einem kühlen Januartag sitze ich zu Hause in Arizona und erinnere mich 10 Jahre zurück, als deutsche Kinder hebräisch gesungen haben bei der Zeremonie in der Hauptstraße zum Verlegen der Stolpersteine für meine Mutter und meinen Vater …

Und ich lese die Nachrichten von heute.

Der New York Times zufolge hat es im ersten Monat des Jahres 2023 bereits 33 Massenschießereien in den USA gegeben.

Ich versuche die Gewalt und den Tod zu verstehen und erinnere mich dann an eine Schlagzeile vom 6. Januar 2023 …

Verwundete Lehrerin bringt ihre Schüler in Sicherheit, nachdem ein 6-Jähriger auf sie geschossen hat.

Erschüttert versuche ich, das Trauma der anderen Kinder im Klassenraum in mich aufzunehmen und unternehme den Versuch, mir die Todesängste der 25-jährigen Lehrerin vorzustellen. Ich frage mich: „Welche Verwüstung hat einen 6-Jährigen dazu gebracht, die Pistole seiner Mutter im Rucksack zu verstecken, sie mit zur Schule zu nehmen, auf seine Lehrerin zu zielen und zu schießen?“

Die Formulierung Holocaust durch Gewehrkugeln kommt mir in den Sinn und ich suche nach einer Definition auf der Website des ‚United States Holocaust Memorial Museum‘ (Holocaust-Gedenk-Museum der USA)

Ein Artikel erscheint auf dem Bildschirm …

Massen Erschießung von Juden während des Holocausts.

Nach der ‚Operation Barbarossa‘, der deutschen Invasion in die Sowjet Union im Juni 1941, begann die Erschießung von Juden in großem Ausmaß.

Das vielleicht niederträchtigste Massaker fand am 29./30. September 1941 statt am Rande von Kiew, Ukraine bei einer Schlucht namens Babyn Yar, als 33.771 Juden erschossen wurden.

Babyn Yar als 33.771 Juden erschossen wurden

Babyn Yar

Und dann führte man eine effizientere Methode ein … Vergasung.

Plötzlich werden die Statistiken und die Geschichte eines 6-Jährigen, der mit einer Schusswaffe auf seine Lehrerin zielt und abdrückt, persönlich.

In diesem Jahr hat mich Amy Williams eingeladen am Holocaust Gedenktag am 27. Januar in einer gefilmten Botschaft bei ihrem Vortrag mitzuwirken.

Sie ist eine Hauptrednerin bei einem gemeinsamen Gedenkgottesdienst, der von Glaubensgemeinschaften in Nottingham zusammen mit zwei örtlichen Universitäten organisiert wurde.

Ich werde die Namen meiner Eltern nennen, Amalie und Markus Zack, die hinten in einem grauen Lastwagen umgekommen sind, vergast, als sie zum Verbrennungsofen im Wald von Chelmno, Polen gefahren wurden.

‚Du sollst nicht töten‘ ist in Hebräisch, Englisch und Polnisch in einen symbolischen Schornstein am Bahnhof von Radegast in Lodz, Polen eingeritzt; heute ein Museum zur Erinnerung

Meine Eltern betraten den Bahnsteig des Bahnhofs Radegast Ende Oktober 1941, als sie aus einem Zug heraus kamen, der brechend voll war mit Juden aus Köln.

Acht Monate später verließen sie das Ghetto in Lodz, um in Chelmno vergast zu werden.

Wie können wir denn heute leben … Es gibt einen Fluss von Geschichte und Kultur. Dieser Fluss ist verwurzelt und hat seinen Ursprung im Denken der Menschen.

 

Die Menschen sind einzigartig im Inneren ihres Verstandes … die innere Gedankenwelt bestimmt ihre Handlungen.“

– Francis Schaeffer

‚Meine Krone in der Asche‘ … Weiße Rosen mitgebracht von Schülern des Ortes bei der Verlegung der Stolpersteine 2013 in Gemünd.