Die weiße Rose, die Sabine mitgebracht hat, als wir uns in der Synagoge von Guldental getroffen haben
Kaddisch der Trauernden an drei heiligen Orten
Rzuchowski Forst, Polen
Es regnet am Montag, dem 3. Mai 2010. Zusammen mit neun Anderen (ein Minjan/Quorum für ein Gebet gemäß jüdischem Brauch) sprechen wir das Kaddisch für meine Eltern am Jahrestag ihres Todes, dort im Rzuchowski Forst in Polen in der Nähe des Fundaments der Verbrennungsanlage, in der ihre Leichen verbrannt wurden.
Verena ist eine von uns zehn. Verena ist aus ihrem Zuhause in Österreich angereist. Ihr Vater war ein ‚Türöffner‘ für Hitlers ‚Anschluss‘, der Annexion von Österreich am 15. März 1938.
Jutta aus Deutschland sagt: „Gott weint“, während wir unter dem sanft fallenden Wasser stehen und Verena und ich Seine heilende Gnade empfangen – wir beide als verwundete Kinder der Shoah.
Kaddisch neben der Verbrennungsanlage , Foto: Ryan Thurman
Jüdischer Friedhof in Gemünd (Eifel), Deutschland Oktober 2022
Die strahlende Oktobersonne scheint durch die Baumkronen auf dem Jüdischen Friedhof von Gemünd und ergießt sich über Verena und mich, während wir dort zusammensitzen und uns spontan zurückerinnern, sogar noch als die Kameras auf uns gerichtet sind und unsere Worte schon aufgezeichnet werden. Meine Geschichte, die Geschichte meiner Familie, wird verflochten mit Verenas Geschichte, der Geschichte ihres Vaters, gefilmt.
Wieder zusammen, Foto: Ryan Thurman
Vor dem Gedenkstein für Markus und Amalie Zack, Foto:Ryan Thurman
Jüdischer Friedhof Heddesheim – Waldhilbersheim, Deutschland (Jüdischer Friedhof für die ehemaligen Bürger von Guldental)
Wieder regnet es nach Beendigung der Filmarbeiten und wieder sind wir in einem Wald fernab von jeder menschlichen Behausung.
Wir gehen über rutschige, nasse Blätter zwischen den alten Grabsteinen, halten an bei einem glatten Doppelstein und lesen schweigend:
August Schneider und Flora Schneider, meine Großeltern mütterlicherseits.
Dieses Mal ist der Grabstein über wirklichen Leichnamen errichtet worden, beide starben eines natürlichen Todes vor der ‚Endlösung‘.
Nach jüdischem Brauch legen wir kleine Erinnerungssteine auf den schwarzen Marmor.
Es ist der 15.Oktober 2022.
Freunde und Verwandte, Foto: Ryan Thurman
Lesen Sie mehr über meine ersten Besuche zu diesen drei heiligen Orten in ‚Meine Krone in der Asche‘.