Die gelbe Kreuzigung“ von Mark Chagall ausgestellt im Contemporary Art Center in Landerneau (Photo von Fred Tanneau)

Marc Chagall 1887 – 1985

Marc Chagall’s Faszination von Jesus und dem Kreuz beschäftigt mich. Immerhin war er ein „Schtetl“-Jude, geboren in Witebsk, Weißrussland.

Er malte das Motiv der Kreuzigung immer und immer wieder und verwob das damalige Geschehen in Jerusalem mit der jüdischen Geschichte aus Vergangenheit und Gegenwart, unter Auswahl vieler Farben…. Weiß, gelb, blau, grün, rot….

Warum malte Marc Chagall als berühmter Künstler und verfolgter Jude, so viele Bilder der Kreuzigung?

Letzten Sonntag las ich zufällig auf artway.eu einen Blogeintrag von D. L. Jeffrey mit dem Titel „Jacques und Raïssa Maritain unter Künstlern“ und fand einen Hinweis auf meine Frage.

Sowohl Jacques als auch Raïssa Maritain waren angesehene Philosophen im frühen 20. Jahrhundert.  Sie waren mit einigen bedeutenden Künstlern befreundet und lebten in einer Zeit geprägt von Verzweiflung und Nihilismus. Die beiden schlossen erst einen Selbstmord-Pakt, fanden in der letzten Minute aber doch „ihren Glauben in ein transzendentes Wesen wieder“.

Chagall wurde ein Freund der Maritains, nachdem er als Flüchtling nach Paris kam. 

„Die gelbe Kreuzigung“ von Mark Chagall

Raïssa Maritain

Ähnlich wie Chagall wurde Raïssa in eine chassidisch-jüdische Familie geboren, die auch aus derselben Gegend stammt. Die Maritains ermutigten Chagall, das Neue Testament zu lesen, und prägten ihn dabei maßgeblich.

1943 schrieb Raïssa in ihrem Buch mit dem Titel „Marc Chagall“:

„Die sanfte, geistliche Freude, die seine Arbeit durchdringt, wurde mit ihm in Witebsk, in russischer – ja, jüdischer – Erde geboren. Sie ist daher durchwoben von Melancholie, durchbohrt vom Stachel der Nostalgie und bedrängter Hoffnung.“