1938

Wir schreiben das Jahr 1938 und wir waren gerade von den örtlichen evangelischen Schulen in Gemünd und Schleiden verwiesen worden. Die jüdische Gemeinde bemühte sich, eine Schule in einem Raum in Kall zu gründen, in der Moses Fernbach als Lehrer eingesetzt wurde.

Ich erinnerte mich an ein Foto unserer neuen Schule in H. Dieter Arntz‘ Buch Judenverfolgung und Fluchthilfe.

In der hinteren Reihe, ganz links, ist unser Lehrer, ich bin die zweite von links vorne und Kurt, mein bester Freund, ist in der zweiten Reihe rechts.

Das Foto ist ein wenig verschwommen, aber das Leben in jedem Kind scheint durch. Wir waren wunderschön.

Letzte Nacht habe ich geträumt, das ich mit einer Gruppe an einem langen rechteckigen Holztisch in einem großen Raum saß und Kurt herein kam um sich zu uns zu setzen. Ich wusste, dass er es war, obwohl ich ihn nicht erkannte. Er war alt und dünn mit fliehendem Haar. Natürlich habe ich meine eigenen Falten nicht gesehen.

Moses Fernbachs Tochter, Mirjam Fernbach, die neben mir sitzt und mit ihren Fingern, ihren Mund bedeckt, überlebte im Versteck, ebenso wie ihr Vater.
Ich floh mit dem Kindertransport nach Großbritannien, aber Kurt wurde in Auschwitz vergast.
Wir waren so wunderschön.

Die Jüdische Schule in Kall, Deutschland 1938

Judenverfolgung und Fluchthilfe im deutsch-belgischen Grenzgebiet- mit der Geschichte der jüdischen Gemeinden in der Eifel