‚Erinnere dich daran‘ , Werbefoto / Quelle: Google

Vor einer Woche habe ich damit begonnen, eine Ein-Mann-Show anzuschauen, eine Dokumentation auf PBS (Public Broadcasting Service) basierend auf dem Buch von Karski: Wie ein Mann versuchte den Holocaust zu stoppen.

Karski, Wie ein Mann versuchte den Holocaust zu stoppen

Der Schauspieler, die Beleuchtung, der Sound und die Story haben mich so tief berührt, dass ich immer nur etwa 20 Minuten auf einmal anschauen konnte.

Jan Karski wurde 1914 in Lodz (Polen) geboren und starb im Jahr 2000 in Washington DC; ein Mann, der mitten in moralischer Verderbtheit, unmenschlicher Grausamkeit und grenzenlosem Übel lebte.

Jan Karski, ein mutiger polnischer Intellektueller, begabt mit einem phänomenalen Gedächtnis, ein ausgebildeter Diplomat mit einem mitfühlenden Herzen, ein Katholik, der von einer Gruppe jüdischer Ältester beauftragt wurde, Amerika und der freien Welt das drohende Verderben der europäischen Juden ins Bewusstsein zu bringen.

Sie schleusten ihn in die Ghettos von Warschau und Izbica sowie in das Konzentrationslager von Belzec als ukrainischen Wachmann verkleidet ein.

Meine drei Tanten, Johanna, Elisabeth und Dora Schneider, wurden aus Koblenz deportiert und verschwanden, nachdem ihre Ankunft in Izbica verzeichnet wurde. Könnte Jan Karski sie auf den mit Brutalität angefüllten Straßen von Izbica getroffen haben?

Einer seiner beiden jüdischen Führer sagte immer und immer wieder: „Erinnere dich daran…“

Man beschuldigte ihn, seine Augenzeugenberichte in die freie Welt gebracht zu haben. Ein verzweifelter Versuch, die Juden in Europa zu retten.

Er wurde festgenommen und gefoltert.

Der Schauspieler, David Strathairn, der Jan Karski in ‚Remember This‘ darstellt

Aus Furcht, er würde Mitglieder des Widerstands verraten, schnitt er sich die Pulsadern auf, flüchtete aber aus dem Krankenhaus und unternahm seine lebensgefährliche Reise nach London.

Im Februar 1943 traf er den britischen Außenminister, Anthony Eden.

Am 28. Juli 1943 traf er Präsident Roosevelt für eine Stunde in Washington DC.

Seine Augenzeugenberichte, sein dringender Appell, die europäischen Juden zu retten, trafen in London und Washington auf Zweifel und Desinteresse.

Menschen haben ein unbegrenztes Vermögen, Dinge zu ignorieren, die nicht angenehm sind.

Jan Karski

Viele Jahre lang hat er über seine gescheiterte Mission geschwiegen, aber 1981 hat Elie Wiesel ihn eingeladen, sich zu äußern und er sagte:

Der Herr hat mich dazu berufen während des Kriegs Bote und Autor zu sein, zu dem Zeitpunkt, als es mir so erschien, dass es nützlich sein könnte. Das war es nicht … so wurde ich Jude. Wie die Familie meiner Frau – deren Mitglieder alle in den Ghettos, Konzentrationslagern und Gaskammern umgekommen sind – auf diese Weise wurden alle ermordeten Juden zu meiner Familie. Aber ich bin ein christlicher Jude. Ich bin praktizierender Katholik. Obwohl ich kein Andersgläubiger bin, sagt mir mein Glaube, dass die Menschheit ihren zweiten Sündenfall begangen hat durch Taten, Unterlassung, selbst auferlegte Unwissenheit, Mangel an Sensibilität, Eigennutz, Heuchelei oder Rationalisierung ohne Gefühl.

Ein Held, dessen kostbare Mission fehlgeschlagen ist …

Und heute noch kann man Jan Karski tief in Gedanken versunken auf einer Bank sitzen sehen in den Straßen von Lodz, Krakau, Warschau, New York, Washington DC, Tel Aviv …

Jan Karski vor dem polnischen Konsulat in New York City, Fotografie von Mike Shen / Quelle: flickr.com

Wer sind heute meine Helden?