Foto von Kenny Eliason auf Unsplash
Wie komme ich dazu Instagram, dieser lästigen, frustrierenden Social Media Plattform Anerkennung zu zollen?
Manchmal wundere ich mich über die Stunden, die ich damit verschwendet habe, durch Katzen, Hunde, Selfies zu scrollen und Likes zu checken.
Und dann erinnere ich mich daran, wie ich eine Nachricht von @dr.amywilliams geöffnet habe. Amy hat auf meinen Post zum Kindertransport geantwortet. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, wie sich unsere Leben miteinander verflechten würden und, auf welche Weise sie mich mit so vielen Anderen bekannt machen würde, mit Historikern und Nachfahren von Überlebenden des Holocaust.
Mit Hilfe von Instagram und Zoom hat Amy mich mit ihrem Professor, Bill Niven, sowie ihrer Forscher-Kollegin, Imogen Dalziel, verbunden.
Alle drei, Amy, Bill und Imogen, haben sich uns im Oktober 2022 angeschlossen, um Teil des Dokumentarfilms zu sein, der die Reise meiner Versöhnung erzählt.
Ich werde nie vergessen, wie wir alle zusammen um den Tisch des Speiseraums in der großen orthodoxen Synagoge von Köln gesessen haben.
Rathenauplatz, Synagoge Roonstraße
Amy, Imogen und Bill beobachten Julian und mich bei unserem Treffen auf dem Platz zwischen meinem ehemaligen Zuhause und der Synagoge
Die Synagoge Roonstraße ist als einzige von fünf Synagogen in Köln nach der ‚Kristallnacht‘ vom 9. auf den 10. November 1938 wieder aufgebaut worden. Meine Familie ist nach dieser Nacht von Gemünd/Eifel nach Köln übergesiedelt worden. Als wir in unserem neuen Zuhause, einem Mietshaus gegenüber der ehemaligen Synagoge ankamen, müssen wir den Schutt gesehen haben, der von der Zerstörung übrig geblieben war. An diesen Furcht erregenden Anblick kann ich mich nicht erinnern.
Wie ist es möglich, dass Amy, Bill Imogen und Julian, der Enkel unserer ehemaligen Nachbarn, der Familie Schild, gemeinsam ein koscheres Mittagessen einnehmen?
Imogen hat für Julian Nachforschungen angestellt, als sie entdeckt hat, dass Julians Großeltern, Martha und Julian Schild, mit demselben Zug wie meine Eltern nach Lodz und weiter zu ihrem Tod nach Chelmno in Polen deportiert worden sind.
Die Instagram Überraschungen hören nicht auf, sie gehen eine nach der anderen weiter.
Vor Kurzem hat mich Amy mit Laura Nathan, einer Textil Künstlerin, die ihre familiären Wurzeln auf kreative Art erkundet, bekannt gemacht. Lauras Großmutter, Alice Rubinstein, ist mit dem Kindertransport aus Deutschland nach England entkommen. Wir finden Freundschaft und lebhaftes Verständnis, als wir uns unsere Geschichten gegenseitig eröffnen.
Laura bei der Arbeit | Post auf @mcrjewishmuseum
Und jetzt ist da Ben Wood, ein Drilling und bildender Künstler.
‚Restoration‘ (Instandsetzung) von Ben Wood | Quelle: benwoodstudio.com
Ben hat mir gerade auf Instagram eine Nachricht geschickt mit einem Link zu einer Holocaust Gedenk Rede, die sein Bruder Bryan, ein Rabbi, kürzlich in Greenwich (GB) auf einer Sitzung des königlichen Stadtrats gehalten hat.
Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich hörte, wie Bryan über die Vergasung seiner Urgroßeltern in Chelmno und das Verbrennen ihrer Leichname im polnischen Wald berichtete.
Wie kann das sein? Dieses Aufribbeln, dieses Zusammenstricken unserer Geschichten,
ganz gewiss gibt es einen Weber Meister, der sich um unsere Seelen kümmert.