Die Suche

Was ist euer Leben? … Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.

Jakobus 4,14

 

Meine Mutter, Amalie, und ihre drei Schwestern, Hanna, Dora und Elisabeth Schneider, sind alle verschwunden.

Als einzige Überlebende aus der direkten Schneider Familie suche ich immer noch nach Spuren, um ihr Leben zu ehren.

Schätze

Ich schiebe eine Schublade zur Vergangenheit auf und ziehe Papierfetzen heraus.

Eine herausgerissene Seite aus dem Poesiealbum der Überlebenden Ruth Holden, ein Geschenk meiner Mutter beim Abschied der beiden voneinander, ein handschriftliches Zitat aus einem bekannten Gedicht von Christian Fürchtegott Gellert, datiert auf den 23. April 1937.

Ein Geschenk von Ruth Holden (geb. Meyer)

Ich erinnere mich an Elisabeths lebhaftes, lächelndes Gesicht. Sie war die jüngste der vier Schwestern und die Worte, die sie auf eine an mich adressierte Postkarte am 18. Juli 1939 geschickt hat, bestätigen ihre warmherzige Persönlichkeit.

Tante Elisabeths Worte an mich, als ich nach einer Blinddarm OP im Jüdischen Krankenhaus in Köln war

Irgendwie haben der Umschlag und der Brief überlebt, den meine Tante Hanna aus Deutschland an die ‚Gnädige Frau‘ in England geschrieben hat, die ihre Nichte am 2. August 1939 in Empfang genommen hat; der Brief faltig und vom Alter vergilbt.

Brief von Tante Hanna

Elisabeth und Hanna haben flüchtige Einblicke in ihre Herzen voller Liebe und Zuwendung hinterlassen.

Aber Dora verschwand spurlos. Ich habe sie in Erinnerung als Köchin und jemand, der auf äußerst praktische Art seine Liebe zum Ausdruck gebracht hat.

Was passierte mit Hanna, Dora und Elisabeth?

Gemeinsam wurden sie vom Markenbildchenweg 30 in Koblenz zu einem Haus für Juden in der Adolf-Hitler-Straße 15 in Kobern gebracht und am 22. März 1942 in ein großes Transit Ghetto in Izbica, Polen, deportiert.

Wann und wo sie gestorben sind ist unbekannt.

Typhus grassierte in Izbica. Viele wurden im Ghetto erschossen oder verschwanden im nahegelegenen Todeslager Sobibor.

Das Trauer-Kaddish erinnert an Hanna, Dora und Elisabeth, drei von sechs Millionen.

Spuren

Mourner’s Kaddish

Sourced from sefaria.org

קדיש יתום:
אבל: יִתְגַּדַּל וְיִתְקַדַּשׁ שְׁמֵהּ רַבָּא. [קהל: אמן]
בְּעָלְמָא דִּי בְרָא כִרְעוּתֵהּ וְיַמְלִיךְ מַלְכוּתֵהּ בְּחַיֵּיכון וּבְיומֵיכון וּבְחַיֵּי דְכָל בֵּית יִשרָאֵל בַּעֲגָלָא וּבִזְמַן קָרִיב, וְאִמְרוּ אָמֵן: [קהל:אמן]
קהל ואבל: יְהֵא שְׁמֵהּ רַבָּא מְבָרַךְ לְעָלַם וּלְעָלְמֵי עָלְמַיָּא:
אבל: יִתְבָּרַךְ וְיִשְׁתַּבַּח וְיִתְפָּאַר וְיִתְרומַם וְיִתְנַשּא וְיִתְהַדָּר וְיִתְעַלֶּה וְיִתְהַלָּל שְׁמֵהּ דְּקֻדְשָׁא. בְּרִיךְ הוּא. [קהל: בריך הוא:]
לְעֵלָּא מִן כָּל בִּרְכָתָא בעשי”ת: לְעֵלָּא לְעֵלָּא מִכָּל וְשִׁירָתָא תֻּשְׁבְּחָתָא וְנֶחֱמָתָא דַּאֲמִירָן בְּעָלְמָא. וְאִמְרוּ אָמֵן: [קהל: אמן]
יְהֵא שְׁלָמָא רַבָּא מִן שְׁמַיָּא וְחַיִּים עָלֵינוּ וְעַל כָּל יִשרָאֵל. וְאִמְרוּ אָמֵן: [קהל: אמן]
עושה שָׁלום בעשי”ת: הַשָּׁלום בִּמְרומָיו הוּא יַעֲשה שָׁלום עָלֵינוּ וְעַל כָּל יִשרָאֵל וְאִמְרוּ אָמֵן: [קהל: אמן]

Trauer-Kaddish in deutscher Übersetzung

 

Verherrlicht und geheiligt sei Gottes großer Name in der Welt, die Er nach Seinem Willen geschaffen hat.

Möge Er Sein Königreich aufrichten während eurer Lebenszeit und in euren Tagen, schnell und bald während des Lebens des ganzen Hauses Israel; und sagt ‚Amen‘.

Sein großer Name sei gepriesen für immer und in alle Ewigkeit.

Gepriesen, gelobt, verherrlicht und erhöht, hochgelobt, verehrt und angebetet sei der Name des Heiligen, gepriesen sei Er über alle Segnungen und Hymnen, allen Lobpreis, allen Trost hinaus, die je auf dieser Erde gesprochen worden sind; und sagt ‚Amen‘.

Möge es Frieden aus dem Himmel im Überfluss geben und Leben für uns und ganz Israel; und sagt ‚Amen‘.

Er, der Frieden schafft in Seinen himmlischen Höhen, möge Er Frieden für uns und ganz Israel schaffen; und sagt ‚Amen‘.

* Ein Rauch seid ihr … ‚Meine Krone in der Asche‘  Seite 190